S2#4 Diversity im Radio (zu Gast Schiwa Schlei/ 1Live, Cosmo)

Shownotes

In dieser Episode steht die Diversität in deutschen Medienunternehmen im Fokus. Sabrina und Schiwa, Programmleiterin bei den Radiostationen 1Live und Cosmo, diskutieren die aktuelle Situation und Wege zur Verbesserung der Vielfalt in Medien.

Im Gespräch erkunden wir Ansätze zur diverseren Gestaltung von Medienunternehmen. Dabei entdecken wir die gemeinsame Eigenschaft als liebenswerte Querulantinnen. Die Anwendung von Gendergerechtigkeit in den Medien wird ebenfalls thematisiert.

Ein zentrales Zitat lautet: "Reibung ist anstrengend, aber das Ergebnis ist positiv." Dies verdeutlicht die Herausforderungen, hebt jedoch die positiven Auswirkungen und Fortschritte durch Diversität hervor.

Mehr zu Schiwa Schlei: https://www.linkedin.com/in/schiwa-schlei-24584b99/?originalSubdomain=de

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Transkript anzeigen

00:00:00: Ich glaube, wir müssen wesentlich schneller werden.

00:00:02: Wir haben etwas aufzuholen.

00:00:05: Die Einsicht ist da.

00:00:07: Ich glaube, nur die Geschwindigkeit der Veränderung, die muss zunehmen.

00:00:11: Wir müssen multiverspektivitiert leisten, weil das die Basis dafür ist, dass Medien,

00:00:16: und da spreche ich in erster Linie auch über uns öffentlich-rechtlicher, glaubwürdig bleiben.

00:00:21: Echte Insights aus der Medienbranche.

00:00:24: Hier sind deine Innovation Minutes.

00:00:27: Direkt aus dem Media Lab Bayern.

00:00:29: Hallo und herzlich willkommen bei der neuen Folge der Innovation Minutes.

00:00:33: Ich bin Sabrina Harper, deine Host.

00:00:35: Und heute habe ich die Programmchefin von den Radiomarken "Cosmo und Eins Live" zu Gast.

00:00:41: Shiva Schlei, herzlich willkommen.

00:00:43: Hallo, schön, dass ich hier sein darf.

00:00:45: Shiva, wie lange bist du eigentlich schon den Medien tätig?

00:00:48: Oh mein Gott, das ist eine ganz schwierige Frage.

00:00:51: Ich kann es so beantworten, dass ich tatsächlich zu den Lärden gehöre,

00:00:54: die von Anfang an wussten, dass sie in die Medienbranche wollen.

00:00:58: Und das habe ich ganz klassi und aus heutiger Sicht wahrscheinlich Old School angefangen,

00:01:03: bei der Tageszeitung direkt nach dem Abitur.

00:01:06: Also ich bin seitdem ich, ja, seitdem ich Abi gemacht habe, in den Medien tatsächlich, also seit jetzt hinten.

00:01:12: Und jetzt leitest du zwei große Marken in den öffentlich-rechtlichen.

00:01:16: Und wo man dich auch sieht, ist manchmal auf einer Bühne bei einem Panel.

00:01:20: Vielleicht mal kurz zu den Zahlen.

00:01:22: Eine Auswertung von 2020 meinte, 6% der Chefredakteure, Chefredakteurinnen bei den größten Medienmarken haben eine Migrationsbiografie.

00:01:34: Das ist so ein Aspekt in der Diversitätsebene. Es gibt noch viele darüber hinaus.

00:01:40: Aber das ist so eine, die jetzt kommuniziert wurde in den letzten Jahren sehr häufig.

00:01:45: Und du saßst schon auf einigen Panels zum Thema Diversität damals, 2020.

00:01:51: Und auch heute.

00:01:53: Hat sich denn was getan? Ist es immer noch so ein präsentes Thema?

00:01:57: Es ist ein präsentes Thema und das ist verdammt gut so.

00:02:00: Und ich glaube, oder nein, anders formuliert, ich weiß, dass es ein Mind-Change gegeben hat.

00:02:08: Also ich nehme es wirklich so wahr, dass man niemand mehr erklären muss.

00:02:12: Also zumindest in meinem Umfeld und in der ARD, auch im WDR im Speziellen,

00:02:17: muss man niemandem erklären, dass Diversität wichtig ist.

00:02:20: Was wir aber natürlich noch längst nicht erreicht haben, ist, dass die Redaktionen in Deutschland oder Teams in Deutschland,

00:02:29: dass die divers sind.

00:02:31: Wir nehmen natürlich, es hat damit angefangen, dass wir viel Diversität vor der Kamera hatten.

00:02:37: Also sichtbare Diversität war, Landezeit sehr, sehr wichtig.

00:02:42: Dann ist ein Faktor dazu gekommen, den ich ehrlicherweise fast noch wichtiger finde,

00:02:46: dass in der Redaktion im Hintergrund, also diejenigen, die entscheiden,

00:02:50: welche Themen machen wir, welche Zugänge haben wir.

00:02:53: Und dass diese Menschen, sag ich mal, in diversen Background mitbringen,

00:02:57: bezüglich dass die Teams divers aufgestellt sind.

00:02:59: Das ist etwas, wo sich immer mehr tut, wo wir aber aus meiner Sicht noch lange nicht am Ziel sind.

00:03:05: Aber was sich verändert hat, ist, glaube ich, das Bewusstsein, dass das wichtig ist.

00:03:08: Das ist ja auch schon meine gute Nachricht.

00:03:10: Auch wenn es langsam vorangeht.

00:03:12: Okay, das ist das Bewusstsein des Anderen ist die Praxis.

00:03:16: Aktuelles Thema, über das viel gestritten wird.

00:03:19: Andere Ebene von Diversität, geschlecht, männlich, weiblich, divers.

00:03:24: Und aktuell ist wieder die Diskussion, zum Beispiel hier in Bayern, wo ich ja sitze,

00:03:29: "Chendern, das müssen wir jetzt verbieten".

00:03:32: Müssen wir "Chendern" verbieten?

00:03:34: Ist es wichtig, weil Medien spielen ja auch eine große Rolle, wenn es um "Chendern" geht.

00:03:39: Chendert ihr denn bei "Eins live"?

00:03:41: Also ich finde, wir haben beim WDR eine sehr gute Form gefunden, damit umzugehen.

00:03:46: Und zwar ist es so, dass wir beim WDR auf die Zielgruppe gucken, die wir adressieren.

00:03:52: Und dass, sag ich mal, danach entscheiden wir, ob wir "Chendern" oder nicht.

00:03:57: Weil wir machen ja ein Programm fürs Publikum.

00:03:59: Und das bedeutet in der Praxis tatsächlich, dass wir bei "Eins live" kein Verbot ausgerichtet, also aufgestellt haben,

00:04:06: aber dass bei "Eins live" nicht "Chendern" wird, sondern eher mit Blick aufs Publikum.

00:04:11: Aber dass wir beispielsweise bei Cosmo Podcasts haben, wo es völlig crazy wäre, wenn wir nicht "Chendern" würden.

00:04:20: Und ja, ich glaube, das ist so unser Weg.

00:04:26: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde, diese Debatte ist sehr ausgeheizt.

00:04:31: Und es ist natürlich jetzt auch einfach so ein plakatives Statement, was dann seitens der Politik einfach dann plötzlich so in Raum gestellt wird.

00:04:42: Ich finde nicht, dass uns das weiterbringt, ehrlich gesagt.

00:04:45: Also, dass man so plakativ, schwarz-weiß, gender, alle, zwingen wir alle zu "Chendern", verbieten wir das "Chendern".

00:04:53: Für mich persönlich war die Debatte wichtig, weil sie dazu führt, dass wir uns Gedanken machen, welcher Rolle Sprache spielt,

00:05:03: darin im Prinzip eine Wirklichkeit, eine Realität abzubilden und wie unterbewusst Sprache zu bestimmten Denkmechanismen führt.

00:05:13: Und ich finde die ganze Debatte, wenn sie, also quasi das, was sie gebracht hat, ist, dass Menschen in den Medien, die ja wirklich mit Sprache umgehen sollten,

00:05:23: sich dessen nochmal bewusster sind, als sie es vielleicht vorher getan haben.

00:05:27: Also deshalb finde ich das Thema "Chendern" das wirklich ein wichtiges Thema, weil es dazu führt, dass wir uns bewusst mit Sprache beschäftigen.

00:05:35: Was mir da immer ein bisschen zu kurz kommt, ist, dass "Chendern" oft darauf beschränkt wird, ob man jetzt einen Innenhinten ranmacht oder nicht.

00:05:43: Und dabei gibt es ja ganz viele Worte und Möglichkeiten überhaupt nicht in dieses Doppelpunkt "binnen i" wie auch immer "Sternchen" reinzukommen.

00:05:54: Das ist das, was auch ehrlich gesagt bei "1. Life" zum Beispiel ganz viele junge Kolleginnen und Kollegen praktizieren.

00:06:00: Und dass sie sich bewusst überlegen und Wörter wie Teilnehmende oder so benutzen, was wirklich keinen stört.

00:06:06: Und was einfach aber, wenn man es denn konsequent durchführt, glaube ich, wirklich zu einer wahrscheinlich ehrlicheren Abbildung der Gesellschaft führt.

00:06:17: Du hast ja schon ein bisschen erzählt, wie es bei euch läuft.

00:06:21: Vielleicht kannst du noch ein bisschen hinter die Kulissen mit uns schauen.

00:06:25: Wie ist das denn bei euch?

00:06:26: Weil Cosmo steht ja schon für Vielfalt.

00:06:29: Also, wenn man die Marke hört, ist es stark verknüpft.

00:06:33: Gibt es da Bausteine? Habt ihr eine Vivit Vision? Gibt es da Richtlinien?

00:06:38: Wie sorgt ihr dafür, dass Diversität auch wirklich in eurem Alltag stattfindet?

00:06:44: Also, bei Cosmo muss man sagen, das liegt ja in der DNA.

00:06:47: Entstanden sind wir bei Cosmo quasi als, also die Grundidee von Cosmo war,

00:06:54: ein Angebot zu schaffen für die sogenannten Gastarbeiter*innen und in der Generation, die halt ohne Internet zurückkommen musste,

00:07:03: ein Angebot zu bieten, wo man in den Sprachen der Heuerkunftsländer informiert.

00:07:09: Das war was Wertvolles.

00:07:10: Und wir wissen das auch, sag ich mal, aus der Resonanz bis heute,

00:07:15: dass damals vielen Menschen halt gegeben hat, viele Menschen die Möglichkeit gegeben hat, sich in Deutschland zu orientieren.

00:07:22: Und das war sehr wichtig.

00:07:23: Dementsprechend ist die Redaktion bis heute tatsächlich sehr divers aufgestellt.

00:07:28: Und wenn du mich so fragst, was tun wir dafür?

00:07:30: Die Herausforderung besteht darin, einen Blick dafür zu haben, wenn man Personalpolitik betreibt.

00:07:37: Und man muss das wirklich aktiv betreiben.

00:07:40: Also Diversität ist kein Selbstläufe, sondern man muss gucken, wenn man Stellen zu besetzen hat.

00:07:46: Natürlich, dass die Leute qualifiziert sind.

00:07:48: Es ist ja auch immer absurd, dass man das eine tun oder das andere tun muss.

00:07:54: Sondern dass man sagt, okay, wir haben den Anspruch, möglichst ein breites Bild zu schaffen.

00:08:01: Und das ist kein Selbstzweck, sondern die Idee dahinter ist ja, dass wir ganz viele Perspektiven zusammenbringen,

00:08:07: weil wir darin im Prinzip die Kraft sehen, guten Journalismus, gute Medienarbeit zu leisten,

00:08:13: indem wir viele Perspektiven auf den Thema bringen.

00:08:15: Und ich finde, das ist auch Kernöffnung, rechtlich eine Idee, dass sich ganz viele Perspektiven darbiete,

00:08:20: aus dem dann das Gescheite, sage ich mal, Publikum sich selber ein Bild machen kann und sich selber eine Meinung bilden kann.

00:08:27: Das ist ja unser Purpose sozusagen.

00:08:29: Und ja, das heißt für uns, wenn du mich jetzt ganz explizit fragst,

00:08:34: das ist eine mühsame Recherche nach Journalistinnen und Journalisten, die diversen Background haben.

00:08:44: Und das ist nicht immer einfach.

00:08:46: Also ich merke es jetzt auch bei "Eins Live".

00:08:48: Da haben wir genau denselben Anspruch.

00:08:50: Wir machen hier bei "Eins Live" Programme für ein junges Segment in Nordrhein-Westfalen.

00:08:56: Wenn wir uns die Gesellschaftsstruktur hier angucken, dann hat so jeder zweite hier Migrationsgeschichte-Baschsel,

00:09:02: um nur einen Punkt rauszugrafen aus diesem ganzen Diversitätsklustern.

00:09:06: Und das heißt, wir müssen uns auch damit beschäftigen.

00:09:09: Und das ist auch bei "Eins Live", der vielleicht in Erster Wien nicht für Diversität steht.

00:09:15: Das ist unser Anspruch, aber wir merken, dass es gar nicht so einfach ist,

00:09:19: sage ich mal, weil wir ein neues Selbstbewusstsein haben,

00:09:23: unter programmschaffenden Kreativen, die sich auch Angebote mittlerweile aussuchen können

00:09:31: und sagen, wieso soll ich dann zu einem Sender gehen, der vielleicht auf dem ersten Blick gar nicht Programm macht für Menschen wie mich.

00:09:38: Das ist so ein bisschen ein Teufelskreis, weil ich will ja mehr Programm machen für Menschen wie die junge Schieber.

00:09:45: Und das beinhaltet, dass uns da ein Diverses-Team oder ein Diverseres-Team,

00:09:51: muss man ja sagen, ein bisschen divers sind wir ja, ein Diverseres-Team helfen würde.

00:09:56: Aber das geht einher tatsächlich mit aktiver Suchen.

00:10:00: Fachkräftemange spielt dann natürlich dann auch noch wahrscheinlich rein heutzutage.

00:10:04: Als ich erinnere mich noch, als ich damals zum Radio ging, da musste man ja noch hart feiten für einen Volo.

00:10:12: Und heutzutage ist es zwar noch nicht geschenkt, aber ich glaube, der Markt ist ein bisschen ausgedünnt mit Nachwuchskräften.

00:10:20: Gerade wie du sagst, weil es eben nun jetzt auch andere Plattformen gibt.

00:10:24: Genau, also du hast einmal die Plattformen, wo du selber als Creator, Creatorin die Sensor wirklichen kannst,

00:10:30: dann haben wir natürlich Konkurrenz im Bereich der Produktionsfirmen.

00:10:34: Also als ich journalistisch angefangen habe, weiß ich nicht, dann hat man entschieden zwischen,

00:10:41: welch zu den öffentlich-rechtlichen gehen oder welch zu den privaten gehen,

00:10:44: vielleicht hat man noch zwischen Fernsehen und Radio entschieden oder Print.

00:10:48: Und heute habe ich halt ein viel breiter gefächertes Angebot.

00:10:54: Und ja, damit haben wir zu kämpfen tatsächlich.

00:10:57: Also ich glaube, ein Volo kriegt man aber noch nicht geschenkt, aber es ist eine andere Zugangsvoraussetzung.

00:11:03: Und wie gesagt, das selbst besiederte

00:11:05: dass Menschen halt sagen, okay, ich habe auch den Anspruch,

00:11:08: sag ich mal, es gibt ja viele, die, ich finde es sehr sympathischen

00:11:12: Sendungsbewusstsein haben und die nicht nur in irgendwelchen Geschichten

00:11:15: erzählen wollen, sondern auch sagen, wir möchten auch, was tun dafür,

00:11:18: dass die Medienbranche noch diverser wird? Also darüber sprechen,

00:11:22: dieser Menschen gibt es ja auch. Und die konzentrieren sich dann im

00:11:26: Prinzip auch auf Angebote, die vielleicht zu einem Größe,

00:11:31: also sag ich mal, oder den Fokus haben, so ein Programm zu produzieren.

00:11:35: Wenn wir den einen oder anderen hier haben, der zuhört und sich

00:11:40: denkt, ja, genau diese Probleme habe ich auch. Und wie finde ich

00:11:44: die jetzt? Also hast du vielleicht ein, zwei, drei Ratschläge

00:11:50: oder Fokusthemen, auf die man achten sollte? Weil ja gut, ich

00:11:55: schaue nach Fachkräften, ich inseriere auf meinen Plattformen,

00:11:58: ich habe offene Stellen und so weiter, aber es meldet sich niemand.

00:12:03: Also woran ich konkret denke ist, es ist schon eine Weile her,

00:12:06: aber da habe ich auch jemanden gehört auf einer Bühne, der

00:12:10: gesagt hat, wir bemühen uns sehr divers zu werden. Wir schreiben

00:12:13: das auch aus. Allerdings haben wir 80 Prozent, 90 Prozent der

00:12:19: Bewerber, Bewerberinnen sind eben nicht divers und wir wissen

00:12:22: nicht, was wir machen sollen. Ja, ich glaube, man kann ein paar

00:12:25: Dinge tun. Also erst mal hilft es auf jeden Fall und das ist

00:12:28: jetzt insgesamt hilft es, wenn man eine gute Atmosphäre hat,

00:12:33: weil das spricht sich in der Medienbranche rum. Also was kann

00:12:36: ich selbst wirksam sein in der Umgebung? Das ist ein Riesentopic.

00:12:41: Ich glaube auch, das ist ein Punkt, womit wir viele tolle

00:12:44: Menschen und Kreative zu Cosmo benockt haben. Also dieses

00:12:49: Dinge tun können, eine Spielwiese bekommen. Das ist ja etwas,

00:12:53: was ich ja, was sich alle Kreativen wünschen. Das wäre für

00:12:58: mich Punkt eins und dann Punkt zwei diverser werden. Ich glaube,

00:13:02: wichtig ist, dass Menschen das Gefühl haben, dass wir das

00:13:06: ernst meinen. Dass es also kein Feigenblatt ist, dass es mir

00:13:09: nicht um irgendeine interne Quote geht, sondern dass es wirklich

00:13:16: echtes Interesse an unterschiedliche Blickwinkel und

00:13:21: Perspektiven gibt. Dass das, sag ich mal, der Grund ist, warum wir

00:13:26: divers besetzen wollen. Und damit kriegt man meines Erachtens

00:13:31: schon Menschen, die sagen, okay, ich möchte diese Facette mehr

00:13:34: einbringen oder ich möchte das Programm gestalten, indem ich

00:13:40: meine Bias irgendwie einsetze. Bias haben wir alle, aber ich

00:13:44: glaube, das ist schon was, was hilft. Und die explizite Suche,

00:13:49: also die neuen deutschen Medienmacher*innen sind auf

00:13:53: jeden Fall, finde ich, immer guter Ansprechpartner*innen, wenn es

00:13:58: darum geht, zu sagen, wir suchen in dem und dem Bereich Leute.

00:14:01: Aber auf jeden Fall auch positiv Beispiel, wenn ich bei mir im

00:14:06: Team Moderator*innen habe oder Moderator*innen, die schon

00:14:10: diese Weg gegangen sind, wenn wir bestimmte Formate haben,

00:14:12: wo man sichtbar macht, ach guck mal, da ist wirklich ein Team,

00:14:16: was jetzt nicht nur fürs Foto bunt zusammengewürfelt ist,

00:14:19: da reden wir jetzt nur über sichtbare Diversität, ne? Es

00:14:23: ist ja ein sehr weitest Feld. Manchmal ist Diversität auch gar

00:14:26: nicht sichtbar, weil ich glaube, wenn man das Gefühl hat, dass

00:14:29: dahinter ein echtes Interesse gibt, dann kann man das ganz

00:14:33: gut erreichen. Wenn du das so sagst, da erinnere ich mich an

00:14:38: meine Zeit zurück. Mir wurde früher immer gesagt, ich sei ein

00:14:42: Quero-Land. Das habe ich auch gehört. Aber jetzt, wir wussten

00:14:46: auch als Kompliment aus, was du. Eben. Und genau das wollte ich

00:14:50: eben auch sagen. Also so rückblickend, also in dem Moment

00:14:53: damals, also so vor zehn Jahren war das, habe ich mir immer

00:14:56: gedacht, na super, ich sag irgendwann gar nichts mehr, weil

00:14:59: ich bin ja immer nur der Quero-Land. Aber vielleicht habe ich

00:15:02: durch meinen Background eine andere Perspektive gehabt und die

00:15:06: habe ich reingebracht. Und jetzt würde ich so gerne eine

00:15:11: Redewendung aufmachen, so was wie Quero-Land sind, die

00:15:15: wertvollen Mitarbeiter*innen. Weiß ich nicht, ob man das so

00:15:18: pauschal sagen kann, aber daran musste ich irgendwie gerade

00:15:22: denken, wenn du das so erzählst, mit das man es ernst meint und

00:15:25: das man es wertschätzt. Also vielleicht nicht gleich so abtun

00:15:28: als Quero-Land. Ja, es ist vielleicht die Atmosphäre, ne? Also

00:15:32: eine Atmosphäre. Also ich glaube, das Thema, was wir alle haben,

00:15:36: ist die Arbeitsverdichtung. Dann ist es so, dass wir nicht mehr

00:15:39: dieses Spezialwissen haben. Das heißt, wir müssen alle in

00:15:42: der Viel-Krass-Sorrentaktung vielmehr aus Spiekanäle

00:15:45: bedienen. Und da geht manchmal etwas verloren, was aus meiner

00:15:49: Sicht essentiell ist, nämlich einen Raum, wo ich über bestimmte

00:15:54: Themen diskutieren kann, bevor ich jemanden los schicke, der

00:15:58: dann irgendwie eine Geschichte mitbringt. Oder einen Raum, wo

00:16:01: Leute auch mit bestimmten Themen ankommen können, ohne dass

00:16:05: man sagt, oh Gott, du störst jetzt, sorry, ich habe jetzt

00:16:07: morgen schon alles voll geplant. Warum kommst du jetzt und hast

00:16:10: auch noch die Idee? Und das ist jetzt too much, das schaffen wir,

00:16:14: jetzt kriegen wir jetzt nicht mehr unter uns so, ne? Und ich

00:16:17: glaube, diese Atmosphäre zu schaffen, diese Offenheit, dass es

00:16:22: diese Störer gibt, ne? Vielleicht ist es, dass die Störung an

00:16:26: sich etwas Wertvolles ist. Weil Störung erzeugt Reibung und

00:16:30: Reibung ist immer positiv, finde ich. Also, der Satz ist

00:16:34: schwierig, das will ich jetzt nicht auf der Zitattape, aber

00:16:37: Reibung ist im Prinzip, ist das anstrengend, aber das Ergebnis

00:16:41: ist immer positiv, auf jeden Fall. Ja, genau. Also, wir wollen

00:16:44: nichts pauschalisieren, aber vielleicht mal darauf hinweisen,

00:16:48: dass man aus diesem ganzen Flow mal ausbricht und vielleicht mal

00:16:54: den Blick nach links oder rechts zulässt und Ideen sammelt.

00:16:57: Na, wenn das Publikum irgendwie wirklich unmittelbar reagiert,

00:17:01: das tut schon weh. Aber das muss dann manchmal kommen, das löst

00:17:06: ja in allem was aus. Und umso schöner, wenn das intern ist,

00:17:09: dann produziert man im Idealfall nicht erst die crazy Momente,

00:17:15: die vom Publikum als "Oh mein Gott" wahrgenommen werden,

00:17:18: sondern halt einfach wertvolle Momente. Wir reden jetzt im

00:17:22: Diversitätskontext viel von dem, was anders ist. Ist denn

00:17:27: Diversität eigentlich etwas, was uns trennt oder ist das etwas,

00:17:30: was uns vereint? Ich glaube, dass Diversität total wichtig ist

00:17:35: in der gesellschaftlichen Debatte. Also, dieses, ja, Old-Fashion,

00:17:40: Leben und Leben lassen. Also, oder so dieser, muss ja mal

00:17:45: aufpassen, wenn man zitiert als öffentlich-rechtlicher,

00:17:47: weil ich sage trotzdem, der Freisbegriff von

00:17:49: "Rusaluxenburger" wird diese Freiheit, so lange Freiheit zu

00:17:52: gewähren, so lange es nicht meine persönliche Freiheit

00:17:54: einschränkt. Ich finde, dass wenn man das zugrunde legt,

00:17:58: dann ist Diversität insofern wertvoll, als dass es ein

00:18:01: Miteinander von ganz vielen unterschiedlichen Menschen

00:18:04: ermöglicht. Und vor dem Hintergrund finde ich, nee, das ist,

00:18:09: aus meiner Sicht, etwas, was sogar verbindet. Weil, wenn ich mit

00:18:13: der Einstellung reingehe, dass Unterschiedlichkeit existiert

00:18:18: und dass Unterschiedlichkeit gar nichts Schlimmes ist,

00:18:21: ist es sogar bereichern, weil ich mitkriege, okay, man kann

00:18:26: das auch so und so betrachten. Und ich muss sagen, mir hilft dabei

00:18:30: sehr, dass ich, das sag ich mal, meine beiden Eltern sind Iraner

00:18:34: und ich bin selber in Terran geboren, habe auch viel Zeit in dem

00:18:39: Land verbracht. Und meine Mutter hat immer gesagt, so, dass es

00:18:44: so, es ist wichtig, dass die Restaurante kommt, es ist

00:18:47: das Stress ein natürlich als Jugendlicher, aber im

00:18:50: Nachgang die Möglichkeit zu haben, zum Beispiel, um nur dieses

00:18:54: eine Beispiel jetzt aus meiner persönlichen Biografie zu

00:18:56: nehmen, dass ich zwei Arten zu leben oder Dinge für

00:19:02: lebenswert zu halten, also, dass ich zwei Welten kennengelernt

00:19:05: habe und dann für sich selber rauszupicken, okay, was finde ich

00:19:08: eigentlich persönlich lebenswert oder was hat in meinem Wertesystem

00:19:12: einen hohen Wert? Das habe ich immer als Bereicherung wahrgenommen.

00:19:16: Und ich glaube, wenn man die Universität so versteht, dass man,

00:19:18: es geht ja gar nicht darum, dass wir alle gleich sind oder das,

00:19:21: ne, sondern es geht einfach um die Vorstellung, dass es kein

00:19:24: richtig oder falsch gibt, sondern einfach unterschiedliche

00:19:26: Perspektiven auf die Welt und das sichtbar zu machen und das

00:19:30: auch als Diskussionsgrundlage zu nehmen. Ich finde, das ist

00:19:33: sogar, das stärkt sogar eine Gesellschaft. Was braucht die

00:19:38: Medienlandschaft jetzt, wenn es um Diversität geht? Ich glaube, wir

00:19:41: müssen wesentlich schneller werden. Also, wir haben etwas

00:19:45: aufzuholen. Die Einsicht ist da, habe ich ja anfangs gesagt, ich

00:19:50: glaube nur, dass die Geschwindigkeit der Veränderung

00:19:53: demuss zunehmen. Das ist insofern wichtig, als das aus meiner

00:19:58: Sicht notwendig ist, damit Medien und da spreche ich in erster

00:20:02: Linie auch über uns öffentlich-rechtlicher, damit wir

00:20:05: glaubwürdig bleiben. Wir müssen multiverspektivität leisten,

00:20:08: weil das die Basis dafür ist, dass wir weiterhin als glaubwürdig

00:20:11: wahrgenommen werden und das ist nicht heißt, ach ja, das ist

00:20:14: ja klar, die denken immer so und so oder die sind der und der

00:20:17: Gruppierung zuzuordnen. Außerdem glaube ich, dass sonst ein

00:20:21: Paralleluniversum entsteht von auch wirklich guten Inhalten

00:20:25: teilweise im digitalen, wo wir bestimmte Publiker gar nicht

00:20:30: mehr erreichen. Und ich glaube, dass ist nicht gut für eine

00:20:33: Gesellschaft, wenn wir, wenn wir dann zu wenige Inhalte haben, die

00:20:37: wir alle zusammen konsumieren. Versteht man das? Das versteht

00:20:41: man absolut. Dann ist unsere Zeit leider schon rum. Vielen

00:20:47: Dank, Shiva, für deine Insights und dass du dir Zeit für

00:20:50: uns genommen hast. Ja, ich hab zu danken. Danke sehr. Das ist

00:20:54: ein komplexes Thema. Es ist immer schwer, das dann so

00:20:56: zusammenzufassen. Aber ich würde wirklich sagen, Mut denjenigen,

00:21:00: die ihre Teams diverse aufstellen wollen, weil es lohnt sich,

00:21:03: auch wenn der Culture Clash nicht immer einfach zu handeln ist

00:21:07: und wirklich Mut an alle, die mit einem diverseren Background in

00:21:12: die Medienbranche rein wollen. Geht Zeit, das jetzt sozusagen.

00:21:18: Welche Rolle spielt Diversität denn bei dir und wo liegen deine

00:21:22: Herausforderungen? Ich bin gespannt. Das war das Interview mit

00:21:26: Shiva Schlei. Mein Name ist Sabrina Harper. Lass mir gerne eine

00:21:30: Bewertung zu dieser Episode da und folge diesem Podcast, um keine

00:21:33: Ausgabe mehr zu verpassen. Ich wünsch dir viel Erfolg bei allem,

00:21:37: was du tust. Das waren deine Innovation Minutes direkt aus dem

00:21:43: Media Lab Bayern. Du willst mehr? Dann besuch uns auf media-lab.de

00:21:49: und starte dein eigenes Projekt.

00:21:52: Last but not least. Dieser Podcast ist möglich, weil wir tolle

00:21:56: Unterstützer und Unterstützerinnen haben. Besondere Dank geht

00:22:00: an die Staatskanzlei Bayern, die Bayerische Landeszentrale für

00:22:03: neue Medien, BLM und natürlich an meine Kollegen und

00:22:07: Kolleginnen in der Medien Bayern.

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