S1#8 Barrierefreiheit in den Medien (zu Gast Flora Geske/ SUMM AI)
Shownotes
Flora Geske ist Mitgründerin des Startups SUMM AI. Gemeinsam mit ihren Co-Foundern hat sie ein Übersetzungs-Tool erfunden, dass mithilfe von KI, Texte in Leichte Sprache übersetzt. SUMM AI ist inzwischen mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden und wird in verschiedenen Medienhäusern eingesetzt.
"10 Millionen Menschen können mit Leichter Sprache erreicht werden"
Flora sieht in barrierefreien Angeboten ein großes Potenzial für die Erweiterung von Zielgruppen und der Etablierung von Medienmarken. Gleichzeitig leistet der Zugang zu Informationen einen Beitrag zur Demokratie indem diese Informationen für diverse Bevölkerungsgruppen verständlich werden.
Mehr zu SUMM AI: https://summ-ai.com/
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Transkript anzeigen
00:00:00: Warum kann ich nicht auf Chatchi-PT gehen und einfach eingeben, mache diesen Text in leichter Sprache?
00:00:04: Der Kernpunkt ist dieses Thema "Leichte Sprache nach Regelwerk".
00:00:08: Immer wenn ich den übersetzten Knopf klicke, dann kommt da auch "Leichte Sprache nach den Regeln von leichter Sprache" raus
00:00:14: und nicht einfach nur eine Textvereinfachung wie Chatchi-PT sie kann.
00:00:17: Echte Insights aus der Medienbranche.
00:00:20: Hier sind deine Innovation Minutes.
00:00:22: Direkt aus dem Media Lab Bayern.
00:00:25: Hey du, schön, dass du wieder dabei bist.
00:00:27: Heute geht es um ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, nämlich Barrierefreiheit.
00:00:32: Und das hat mal richtig an Relevanz gewonnen.
00:00:35: Nicht nur wegen zum Beispiel den Regularien durch den Medienstaatsvertrag.
00:00:39: Nee, das ist auch sonst ein großes Thema und da habe ich auch den Beweis dafür.
00:00:44: Denn gerade ist ja die Bits and Pretzels, die Messe für Startups Innovation Technologie
00:00:49: und meine Gesprächspartnerin bzw. das Startup von ihr, Sam AI,
00:00:55: ist gleich mit zwei Bühnslots vertreten.
00:00:58: Vanessa Till, Nikolas Wolff und Flora Geske haben ein KI-gestütztes Programm entwickelt,
00:01:04: das auf Knopfdruck komplizierte Texte in leicht verständliche Sprache übersetzt.
00:01:10: Also so einen langen Satz, den ich da gerade rausgehauen habe, der geht dann natürlich nicht.
00:01:15: Halten wir es einfach simpel.
00:01:16: Ich bin deine Host Sabrina Harper und das ist das Gespräch mit Flora über Barrierefreiheit.
00:01:23: Flora von Sam AI hier im Podcast, herzlich willkommen.
00:01:28: Danke dir, Sabrina. Ich freue mich sehr, hier zu sein.
00:01:31: Also ich fühle mich ja geehrt, weil ihr zusammen mit Michelle Obama
00:01:37: auf der Ankündigung der Bits and Pretzels steht.
00:01:40: Ihr seid da als Speaker, das ist ja crazy.
00:01:42: Finden wir auch und hier bei dir im Podcast zu sein ist fast genauso toll,
00:01:46: denn sind wir schon freu ich mich total auf unser Gespräch.
00:01:47: Ja, ich gebe mir Mühe an Michelle Obama heranzukommen.
00:01:52: Schauen wir mal am Ende, ob es klappt.
00:01:55: Für alle, die euch nicht kennen, ich habe es gerade schon im Intro ein bisschen beschrieben.
00:02:00: Ihr macht quasi leichte Sprache zugänglich auf Knopfdruck.
00:02:06: So ungefähr würde ich es beschreiben.
00:02:08: Mit Sam AI, das ist wie so ein Google Translator
00:02:11: und der spuckt dann eben leicht verständliche Sprache raus.
00:02:15: Und das hat ja ganz, ganz viel auch mit Barrierefreiheit zu tun.
00:02:18: Unsere Medienbranche, die ist ja auch so ein bisschen am Hanan und ausprobieren und testen.
00:02:25: Wie kriegen wir was barrierefrei?
00:02:27: Wie würdest du denn sagen, wie barrierefrei sind unsere Medien?
00:02:31: Das ist eine sehr gute Frage und mein Urteil würde lauten, es geht.
00:02:36: Also was wir sehen ist, dass es schon einige gute Initiativen gibt in dem Bereich,
00:02:40: wo zum Beispiel Gebärdensprache angeboten wird
00:02:43: oder wo es auch mal einen Wochenrückblick in leichter oder einfacher Sprache gibt.
00:02:46: Aber wir sind wirklich noch weit entfernt von barrierefreien Angeboten in der Breite.
00:02:50: Also es ist super, dass wir mit den ganz kritischen Themen anfangen,
00:02:53: mit den wichtigen Themen anfangen, zum Beispiel die aktuellen Nachrichten, Corona-Regeln, solche Themen.
00:02:58: Aber ich finde besonders wichtig, dass wir die Breite denken.
00:03:01: Denn das wäre dann halt echte Inklusion, dass es zu allen Themen barrierefreie Inhalte gibt
00:03:05: und dass Menschen, die die Inhalte brauchen, eben auch frei entscheiden können.
00:03:09: Will ich wissen, wie der FC Bayern am Wochenende gespielt hat?
00:03:12: Will ich mich irgendwie über Herbstrezepte oder Herbstlugs informieren?
00:03:16: Oder möchte ich mich eben auch mit den ganz harten Themen,
00:03:19: mit dem politischen Tagesgeschehen auseinandersetzen?
00:03:21: Wenn man da die Wahl hat, dann ist das echte Inklusion,
00:03:24: denn ich meine, niemand will den ganzen Tag nur Corona-Regeln lesen.
00:03:27: Du hast es schon gesagt, in die Breite denken.
00:03:30: Ist das denn der Grund, woran es scheitert aus deiner Sicht?
00:03:33: Oder gibt es da noch mehr Faktoren?
00:03:35: Aus meiner Sicht sind es zwei Faktoren.
00:03:37: Das eine Thema ist die Awareness und das andere Thema ist die Umsetzung.
00:03:41: Und ich starte mal bei der Awareness.
00:03:42: Also die Erfahrung, die wir machen, ist, dass es vielen Menschen schwer fällt,
00:03:46: sich vorzustellen, dass nicht jeder und jeder die Medien so nutzen können, wie man selbst.
00:03:51: Zum Beispiel jetzt beim Kernthema "Leichte Sprache".
00:03:53: Wenn man mit komplizierten Themen gut klarkommt, wenn man komplizierte Texte gut lesen kann,
00:03:57: dann fehlt vielen Menschen die Awareness dafür, dass das eben nicht allen so geht.
00:04:02: Und es gibt in Deutschland weit mehr als 10 Millionen Menschen,
00:04:04: die Deutsch eben eher so auf Niveau A1 bis A2 lesen können und verstehen können,
00:04:09: die durch die Komplexität abgehängt werden.
00:04:11: Und ich weiß das persönlich, weil meine Tante davon betroffen ist,
00:04:14: aber viele Menschen, mit denen wir sprechen, haben das gar nicht auf dem Schirm
00:04:17: und sind dann total überrascht.
00:04:19: Und ist die Awareness dann da, dann ist dieses zweite Thema eben die Umsetzung.
00:04:23: Und man muss sich jetzt mal damit beschäftigen,
00:04:25: was sind wirklich gute barrierefeihe Inhalte,
00:04:28: dann muss man sich darum kümmern, die eben auch umzusetzen.
00:04:30: Umgeberndensprache, Däumetscher, Däumetscherin beauftragen, Alltexte schreiben,
00:04:35: leichte Sprache Übersetzung beauftragen oder selbst machen und so weiter und so fort.
00:04:39: Und es ist dann aufwendig, man kann auch einiges falsch machen.
00:04:42: Manche Menschen haben dann Angst von dem Shitstorm,
00:04:44: dass sie eben eine barrierefreies Angebot schaffen, das nicht richtig machen
00:04:47: und die Szene dann mit dem Finger auf sie zeigt.
00:04:49: Das heißt, es ist dann zwar gut gemeint, aber dieser ganze Space ist nicht so einfach zu navigieren.
00:04:54: Und dieses Thema, der Aufwand ist immens, das Thema ist vielleicht auch ein bisschen unsexy, ungehot.
00:04:58: Das hält sich einfach wahnsinnig stark in der Medienbranche
00:05:01: und deswegen gibt es glaube ich auch einfach Berührungsängste.
00:05:04: Vielleicht wollen wir noch mal kurz auf den Punkt, die Menschen eingehen.
00:05:07: Du hast ja schon gesagt, das sind ziemlich viele
00:05:09: und jeder hat da jetzt vielleicht so seine eigene Vorstellung von,
00:05:13: das sind ja verschiedene Gruppen, also man kann sagen,
00:05:16: es sind irgendwie körperlich eingeschränkte Menschen,
00:05:18: die schlecht hören oder nicht hören, blind sind oder schlecht sehen, solche Dinge.
00:05:24: Das können psychische Erkrankungen sein.
00:05:27: Es kann Migrationshintergrund sein, dass man eingewandert ist und die Komplexität nicht kann.
00:05:32: Also es ist ganz, ganz verschieden, woran es liegt.
00:05:35: Absolut, genau. Das Thema Lernschwierigkeiten gibt es auch noch.
00:05:37: Also eben kognitiv einfach nicht auf einem Level unterwegs zu sein, wie vielleicht andere Menschen.
00:05:43: Das heißt, dass es wirklich ein diverses Set an Menschen, die wir mitnehmen müssen
00:05:47: und für die wir auch einfach eine Awareness brauchen als Gesellschaft, noch stärker als bisher.
00:05:52: Gibt es denn Dinge, die schon gut laufen in den Medien?
00:05:55: Ich habe vor kurzem ein ganz tolles Beispiel kennengelernt,
00:05:57: und zwar bei den Lokalrundfunktagen in Nürnberg,
00:06:00: da habe ich den Daniel Pech von TV Meinfranken kennengelernt.
00:06:02: Und die haben Würzburg ein tolles Projekt mit Gebärdenspracher gemacht.
00:06:06: Und zwar ist es so, dass Würzburg eine große Gehörnungsschule hat,
00:06:09: also eine große Community auch, die Interesse an lokalen Medien und lokalen Informationen hat
00:06:14: und die das Radioangebot ganz stark frequentieren.
00:06:16: Die gehören zu den treuesten Zuhörerinnen und bekommen über das Radioangebot
00:06:21: den Zugang zu den lokalen Neuigkeiten.
00:06:23: Aber die haben dann auch gesagt, und Würzburg,
00:06:25: naja, es müsste auch so sein, dass das visuelle Angebot,
00:06:28: das visuelle Medienangebot für die Gehörnosen passt.
00:06:31: Und die haben dann eine Wochenschau-Wochen-Nachrichten in Gebärdensprache gebracht
00:06:36: und dazu wirklich hunderte Rückmeldungen bekommen,
00:06:38: dass das wirklich soziale Verantwortung ist, dass das gut ankommt
00:06:41: und von den Betroffenen gut genutzt werden kann.
00:06:43: Und was ich da besonders toll finde, ist,
00:06:46: dass sie auch bei der Wirtschaftlichkeit des Angebots sich Gedanken gemacht haben
00:06:51: und kreativ geworden sind.
00:06:52: Also gab es einerseits eine Förderung, um das ganz auf die Beine zu stellen,
00:06:56: aber die haben auch gesagt, es wäre doch super,
00:06:58: wenn wir diese Kosten von 12.000 bis 15.000 Euro im Jahr für die Übersetzung
00:07:02: gesponsert bekommen.
00:07:03: Und sie haben dann einen Badezimmergestalter gefunden,
00:07:06: der bei ihrer freien Badezimmer baut und der quasi dieses Angebot gesponsert hat
00:07:09: und der darüber auch jede Menge neue Kund*innen gewonnen hat.
00:07:12: Und das gefällt mir daran eben besonders gut, auch zu verstehen,
00:07:15: es geht da auch um eine neue Zielgruppe, die auch zahlungskräftig ist
00:07:18: und die auch angesprochen werden kann,
00:07:20: um nicht nur ein Angebot zu schaffen, was Geld kostet,
00:07:23: sondern was auch Geld einbringen kann.
00:07:24: Ja, es geht nicht nur um gutes Tun, sondern Wirtschaftlichkeit.
00:07:28: Und ich glaube, dieser Aspekt Nachhaltigkeit ist ja auch ziemlich wichtig
00:07:34: für Unternehmen geworden, das mit Leben zu füllen.
00:07:37: Da spielt es wahrscheinlich auch rein.
00:07:39: Absolut. Also ISG, das ist ja so dieser Sammelbegriff,
00:07:42: unter dem nachhaltige Maßnahmen oft obsumiert werden.
00:07:45: Und da geht es dann nicht nur um das Environment des I, sondern eben auch um das Social.
00:07:50: Und diese soziale Verantwortung, der Gericht zu werden, das hört immer wichtiger.
00:07:54: Eure Lösung jetzt für die leichte Sprache, die hat ja auch was mit KI zu tun.
00:07:59: Jetzt alles ist ja so ein bisschen KI-crazy.
00:08:02: Ihr habt da jetzt schon vorher mit rumprobiert, ihr seid jetzt zu dritt als Gründer,
00:08:07: habt auch technischen Hintergrund.
00:08:09: Aber erklär allen nochmal bitte, wie dieses KI-Thema da rein spielt bei euch.
00:08:14: Sehr gerne. Wir haben eine TU München studiert, wir sind ein technisches Team
00:08:18: und wir sind die ersten, die sich diese Schnittstelle von Inklusion und neuster Technologie anschauen
00:08:23: und da ein Tool geschaffen haben, was einerseits eben so die neuesten Entwicklungen im Tech-Bereich
00:08:28: sich zu Nutze macht und andererseits aber barrierefreie Inhalte fördert.
00:08:33: Und ganz konkret funktioniert es so, dass wir eben eine KI-basierte Übersetzung
00:08:37: in leichte Sprache nach festem Regelwerk bereitstellen und das auf Knopfdruck.
00:08:42: So dass man quasi wie du hast es gesagt,
00:08:45: DBL oder Google Translate einen komplizierten Text eingeben kann,
00:08:48: auf Übersetzen klicken und die leichte Sprache rausbeeren.
00:08:51: Und es gibt dann noch so ein Werkzeug zur Nachbearbeitung, auch da volle Transparenz.
00:08:55: Manchmal muss man noch mal ein bisschen ran an den Text, aber der Großteil und vor allem
00:08:58: dieses Thema leichte Sprache nach fest definiertem Regelwerk, den decken wir ab.
00:09:03: Und damit ist das Ganze sehr unkompliziert machbar, 90 Prozent günstiger als bisher,
00:09:08: wo die Texte händisch geschrieben werden mussten.
00:09:10: Genau, wir finden da einen tollen Abnehmermarkt einerseits im öffentlichen Sektor, wo es auch
00:09:13: ein regulatorisches Thema gibt, aber eben auch in der Medienlandschaft, weil da auch
00:09:18: durch den Medien-Staatsvertrag regulatorisch getrieben.
00:09:21: Das Thema bei ihrem Freiheit wichtig ist, aber eben auch immer mehr Medienunternehmen
00:09:25: und auch Fachleute sagen, lass uns doch in dem Bereich einfach mal was machen.
00:09:29: Genau, ich will es nur noch mal kurz nachschärfen.
00:09:31: Ich glaube, viele wissen schon, aber das wir es gesagt haben, KI kann nicht alles erledigen.
00:09:36: Die kann zum Beispiel haluzinieren, also was dazu erfinden.
00:09:40: Bei allen Programmen und deswegen braucht es immer noch mal einen menschlichen Faktor,
00:09:45: der drüber geht und einfach schaut, bin ich da meiner journalistischen Sorgfaltspflicht
00:09:49: nachgekommen, passt das so im Ganzen oder hat auch, glaube ich, ein Hintergrund mit
00:09:54: wie ist mein Backend, wie wird das ausgespielt, wie will ich das haben.
00:09:58: Ganz wichtiger Punkt und deswegen haben wir uns auch dazu entschieden, dass wir unser Tool-Redakteur
00:10:03: in einen Menschen, die Inhalte publizieren in die Hand geben und nicht der Zielgruppe selber,
00:10:08: weil dann eben noch mal jemand rüberschaut, der den komplexen Text versteht und der oder
00:10:12: die eben auch noch mal sagen kann, okay, in der leichten Sprache ist da inhaltlich alles
00:10:16: korrekt abgedeckt, denn wir sind bei sehr guten 85 Prozent sofort die Verwertbarkeit
00:10:21: von den Texten, aber bei den anderen 15 Prozent ist es wichtig, dass man eben noch mal an
00:10:25: einen Satz vielleicht dran geht, ein bisschen was schärft.
00:10:27: Genau, wichtiger Punkt.
00:10:29: Jetzt muss ich dich was fragen, was du bestimmt ständig beantworten musst.
00:10:33: Warum kann ich nicht auf ChatGPT gehen und einfach eingeben, mache diesen Text in leichter Sprache?
00:10:39: Das ist meine absolute Lieblingsfrage, weil ich die wirklich am meisten bekomme und da sage
00:10:44: ich total gern was zu.
00:10:45: Der Kernpunkt ist dieses Thema leichte Sprache nach Regelwerk.
00:10:48: Also wir haben uns den Sprachstil leichte Sprache nicht selbst ausgedacht, sondern den gibt's
00:10:52: schon eine ganze Weile, der kommt aus dem Bereich Barrierefreiheit, der basiert auf Faktoren,
00:10:57: die Sprache eben auch nachweislich verständlicher machen und dieses Regelwerk kann unser Tool
00:11:01: robust anwenden.
00:11:02: Das heißt, immer wenn ich den übersetzten Knopf klicke, dann kommt da auch leichte Sprache
00:11:07: nach den Regeln von leichter Sprache raus und nicht einfach nur eine Textvereinfachung
00:11:10: wie ChatGPT sie kann.
00:11:12: Und wir haben uns natürlich auch mit dem Thema beschäftigt, haben geguckt wie gut kann
00:11:14: ChatGPT Textvereinfachung und das ist sehr schwankend.
00:11:17: Manchmal wird es sehr leicht, manchmal nicht so leicht und das ist einfach schwierig, wenn
00:11:21: man im Kontext gerade von Regulaturik agiert, dass da nicht wirklich belastbare leichte Sprache
00:11:25: rauskommt, wie es bei unserem Tool der Fall ist.
00:11:27: Du hast es jetzt ja schon erwähnt, der Medienstaatsvertrag, der sieht es ja eben auch vor, dass Medien
00:11:32: barrierefrei werden müssen.
00:11:34: Da gibt es ja verschiedene Dinge, bei euch ist es jetzt über die Sprache zum Beispiel.
00:11:38: Was wären denn für dich so gute Ansatzpunkte, die man mal in Angriff nehmen könnte?
00:11:44: Aus meiner Sicht ist wirklich leichte Sprache ein zentrales Thema, weil es unheimlich wirkungsvoll
00:11:49: ist.
00:11:50: Die Zielgruppe ist einfach sehr, sehr groß.
00:11:51: Im Bereich Gebärdensprache sprechen wir von 300.000 Betroffenen ungefähr in Deutschland.
00:11:55: Bei der leichten Sprache ist es so, dass wir 10 Millionen Menschen mindestens erreichen
00:11:59: können und dass das Thema auch eine Superakzeptanz hat.
00:12:02: Also es fühlt sich kaum jemand davon, ich sage mal, in Anführungsstrichen gestört,
00:12:05: sondern im Gegenteil, viele Menschen sagen, das ist ja super.
00:12:08: Ich komme selber bei vielen komplizierten Themen nicht gut mit.
00:12:11: Ich kann die leichte Sprache auch benutzen, weil ich sie vielleicht nicht zwingen brauche.
00:12:15: Und das ist immer toll bei Jerefreiheitsangeboten, bei solchen Maßnahmen, wenn quasi alle Menschen
00:12:20: verstehen, dass es großen Sinn macht, das anzubieten und auch davon selbst profitieren
00:12:24: können.
00:12:25: Dann hat man kein Problem bei der Akzeptanz und dann hat man vielleicht auch kein Problem,
00:12:28: wenn man seine Chefin erklären muss, dass das jetzt eine gute Idee ist, leichte Sprache
00:12:33: umzusetzen und dafür auch ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen.
00:12:35: Du hast jetzt schon Beispiele genannt und wie viele Leute das betrifft, gibt es denn auch
00:12:39: irgendwie eine Forschung dazu?
00:12:41: Also wenn ich ein barrierefreies Angebot zum Beispiel schaffe, wie viele Leute nutzen
00:12:45: das dann wirklich oder gibt es da schon Auswertungen von Medienhäusern, die sagen, das konnten
00:12:51: wir in der Reichweite steigern oder das konnten wir erreichen, gibt es eine Datenlage?
00:12:56: Ja, die gibt es allerdings, muss ich auch da ganz klar sagen, wir arbeiten da selber
00:13:01: dran, die zu schaffen.
00:13:02: Also es gibt noch keine Erhebung in der Breite, wo man sich die Wirkung angeschaut hat.
00:13:07: Wir machen das ganz gezielt in unseren Projekten, weil wir eben auch zeigen wollen, dass man
00:13:11: damit nachhaltig was Sinnvolles tut.
00:13:12: Wir haben zum Beispiel jetzt außerhalb von Medienkontext mit der Deutschen Bahn ein
00:13:16: Projekt gemacht, haben zeigen können, dass mir als 30 Prozent des Verständnisses für
00:13:21: Texte gesteigert werden konnte, bei Menschen, die Deutsch auf A1-Niveau sprechen und lesen.
00:13:25: Wir haben zum Beispiel mit dem RKI gesprochen und rausgefunden, dass die Impfinformationen
00:13:31: leichter Sprache genauso oft geklickt wurden wie die alltagssprachliche Version.
00:13:35: Also wir schauen an vielen Stellen, dass wir eben mit den Menschen, die mit unserem Tool
00:13:39: arbeiten, zusammen herausfinden, dass die Wirkung richtig groß ist und das ist richtig, was
00:13:43: bringt solche Maßnahmen umzusetzen.
00:13:45: Ihr seid ja schon auch so ein bisschen dran in der Medienbranche und arbeitet da auch
00:13:50: hier und da mit dem einen und anderen zusammen.
00:13:52: Wie ist da so eure Erfahrung?
00:13:54: Die Erfahrung zeigt, dass, ich glaube, das habe ich vorhin schon kurz angesprochen, dass
00:13:59: so ein Aufwachenglad entsteht.
00:14:00: Also zu verstehen, entweder muss ich das vielleicht wegen dem Medienstaatsvertrag oder ich möchte
00:14:04: auch einfach neue Zielgruppen ansprechen, vielleicht auch das Verständnis dafür, dass
00:14:08: eben da eine große neue Zielgruppe angesprochen werden kann.
00:14:11: Und wir haben jetzt schon tolle Projekte gemacht mit Use the News, mit dem Spiegel, mit dem
00:14:15: NDR, wo wir anfangen, diese Proofpoints, diese Erhebungen zu schaffen und zu gucken,
00:14:20: wie viele Menschen betrifft das denn?
00:14:21: Wie wird denn so ein Angebot angenommen, sodass wir dann hoffentlich bald weiter in
00:14:25: die Breite gehen können und auch einen größeren Rollout mit Leitsprachangeboten im Medienbereich
00:14:29: hinkriegen?
00:14:30: Das ist ein ganz, ganz großes Anliegen von uns.
00:14:31: Wir reden jetzt ja kurz vor der Bits and Prätzels.
00:14:35: Wenn ich das Ding dann auf Online stelle, dann ist gerade die Bits and Prätzels und ihr
00:14:39: werdet da auf der Bühne stehen.
00:14:40: Ich glaube, die Vanessa, deine Kollegin, steht auf der Bühne.
00:14:43: Unter anderem genau.
00:14:44: Wir beide haben unterschiedliche Bühnslots.
00:14:46: Also da zeigt sich auch so ein Riesen-Founder-Festival wie Bits and Prätzels räumt den Thema Barrierefreiheit
00:14:52: und technologische Lösung.
00:14:54: Großen Platz ein, das macht uns total glücklich, das errt uns.
00:14:56: Okay, und dann will ich jetzt hier noch auf Tape haben quasi.
00:15:01: Du wirst mich Michelle Obama vorstellen.
00:15:03: Das werde ich versuchen.
00:15:05: Dann stehst du auf dich genau hinter mir und ich kann das Unfall machen, das wäre eine
00:15:10: große Ehre.
00:15:11: Nee, so cool. Flora, ich glaube, das sagt echt schon alles aus, dass ihr da echt so eine
00:15:18: Kerbe getroffen habt und da ganz weit vorne mit dabei seid.
00:15:22: Pioniergeist für Deutschland in Deutschland entwickelt.
00:15:25: Also ich glaube, da kann man richtig, richtig stolz auf euch sein.
00:15:29: Und wir freuen uns natürlich, dass ihr auch im Media Lab wart und gefördert wurdet.
00:15:33: Absolut, das sage ich immer wieder gern.
00:15:35: Es ist eine Topförderung für Startups.
00:15:36: Wir haben da gerade um die Medienbranche zu verstehen, um die Medienbranche zu navigieren,
00:15:41: Top Support bekommen.
00:15:42: Ich empfehle das ein weiter, die im Startup bereit was Medien machen wollen.
00:15:45: Ganz, ganz großes Lobe und vielen Dank.
00:15:47: Das habe ich jetzt aber nicht gesagt, dass du das sagen sollst.
00:15:50: Das hat nichts von mir bekommen.
00:15:52: Das habe ich noch nicht gemerkt, aber du hast es auf Tape und das ist auch richtig so.
00:15:56: Vielen herzlichen Dank.
00:15:57: Ich danke dir, dass du dir trotz des ganzen Erfolgs oder ihr euch noch Zeit für uns
00:16:03: nehmt und hier in dem Podcast kommt und uns teilhaben lässt.
00:16:06: Und ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg auf eurer Reise.
00:16:09: Danke, Sabrina.
00:16:10: Ob Flora und ich nun auch Obamas sind, das erfährst du in der nächsten Folge.
00:16:17: Was wir definitiv schon wissen, Barrierefreiheit ist echt mehr als auf den ersten Blick ersichtlich.
00:16:23: Wie ist das denn bei dir?
00:16:25: Hast du dir schon mal Gedanken über weniger Barrieren und mehr Inklusion gemacht?
00:16:29: Ich hoffe auf jeden Fall, du konntest aus diesem Gespräch was mitnehmen für deine
00:16:33: Redaktion oder deinen Medienunternehmen und dieses Potenzial für Inklusion für dich
00:16:38: nutzen.
00:16:39: In der nächsten Folge, da geht es nach Augsburg zum Presse-Truck.
00:16:43: Ich bin dort hingefahren und habe mich mit Daniel Kempf getroffen.
00:16:47: Er ist Geschäftsführer von PDnext.
00:16:49: Das ist eine Art Digital Hub, der sich mit Technologie, Innovation, neuen Medien und Startups
00:16:55: auseinandersetzt.
00:16:56: Und ich habe ihm jede Menge Fragen gestellt, folge diesem Podcast und sei dabei, wenn
00:17:02: er mir erzählt, wie sich ein Verlagshaus Zukunftsfit macht.
00:17:05: Ich bin Sabrina Harper und wir hören uns ganz bald wieder.
00:17:09: Das waren deine Innovation Minutes.
00:17:14: Direkt aus dem Media Lab Bayern.
00:17:16: Du willst mehr?
00:17:18: Dann besuch uns auf media-lab.de und starte dein eigenes Projekt.
00:17:23: Last but not least.
00:17:25: Dieser Podcast ist möglich, weil wir tolle Unterstützer und Unterstützerinnen haben.
00:17:30: Besondere Dank geht an die Staatskanzlei Bayern, die Bayerische Landeszentrale für
00:17:34: neue Medien, BLM und natürlich an meine Kollegen und Kolleginnen in der Medien Bayern.
00:17:39: [Musik]
00:17:41: [MUSIK]
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