S4#5 Future Journalism: Neue Perspektiven gegen Nachrichtenmüdigkeit (zu Gast Simone Engelhardt)

Shownotes

Wie kann Journalismus nicht nur die Gegenwart abbilden, sondern aktiv über die Zukunft einbinden? In dieser Folge der Innovation Minutes erfährst du, wie Future Journalism funktioniert und warum er für Medienschaffende immer wichtiger wird. Gerade im Hinblick auf News Avoidance (Nachrichtenmüdigkeit) kann Zukunftsjournalismus ein Game Changer sein.

Gemeinsam mit der Zukunftsforscherin Simone Engelhardt geht es um zentrale Fragen, wie sich etwa Future Journalismus in Redaktionen einbinden lässt und welche Aspekte wichtig sind. Wohin könnte es gehen? Außerdem werden spannende Beispiele vorgestellt, z.B. "Unser Bayern 2050" und "kugelzwei".

Link zum Whitepaper "Wie Journalismus besser mit der Zukunft umgehen kann"

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Transkript anzeigen

00:00:00: Diese Lösungen im konstruktiven Journalismus

00:00:02: könnten ja eine super Ausgangsbasis sein für einen Futuresjournalism,

00:00:06: dass man diesen Trend, diese Lösung in den Mittelpunkt einer

00:00:11: Zukunftsberichterstattung stellt und dann tatsächlich weiter denkt.

00:00:15: Echte Insights aus der Medienbranche.

00:00:18: Hier sind deine Innovation Minutes.

00:00:21: Direkt aus dem Media Lab Bayern.

00:00:23: Hallo und herzlich willkommen. Ich bin es wieder, deine Host Sabrina Harper.

00:00:27: Und das ist die Folge, auf die wir alle gewartet haben.

00:00:30: Ich hatte es ja schon angekündigt. Es war eine Live-Folge geplant.

00:00:34: Die Technik wollte nicht so ganz mitspielen und deshalb habe ich mich mit Simone

00:00:38: nochmals verabredet. Diesmal leider ohne Live-Publikum ist das alle in unserem Herzen

00:00:43: und könnt natürlich eure Fragen auch ins Q&A zum Beispiel auf Spotify schreiben.

00:00:47: Und heute geht es um das Thema Futuresjournalism. Heute sprechen wir endlich drüber.

00:00:53: Das ist kein Hokus-Pokus. Das zeigt viel mehr auf, wie unsere Gegenwart und Zukunft

00:00:59: im Journalismus zusammenspielen. Und was daraus entsteht, ist ein Journalismus,

00:01:04: der Mut macht und vielleicht sogar ein Mittel gegen die sogenannte Nachrichtenmüdigkeit.

00:01:09: Denn viele Leute können Nachrichteninformationen einfach nicht mehr ertragen,

00:01:14: weil das irgendwie immer negativ ist. Und wie man daraus auch was Positives

00:01:19: machen kann oder einen Ausblick geben kann. Darüber sprechen wir heute.

00:01:23: Und mein Gast ist Simone Engelhardt. Herzlich willkommen.

00:01:27: Hallo, schön, dass ich da sein darf.

00:01:29: Du hast ein Paper veröffentlicht. Da gehen wir auch noch mal ein bisschen drauf ein.

00:01:33: Und in diesem Paper geht es darum, wie Zukunft unsere Denkweise, unsere Werte

00:01:39: und letztlich auch unsere Handlungen beeinflussen kann.

00:01:43: Ich habe es eben schon angeschnitten. Das hat jetzt wenig mit Chaos und Pesimismus zu tun,

00:01:48: sondern ist eher in die Zukunft gewandt und auf Ziele fokussiert. So nenne ich es mal.

00:01:54: Simone, Nachrichtenmüdigkeit habe ich schon mal angerissen.

00:01:57: Vielleicht starten wir damit für alle, die das eben nicht so gut kennen.

00:02:02: Was steckt denn hinter diesem Begriff NewsAvidence?

00:02:05: Genau, also Nachrichtenmüßigkeit oder NewsAvidence ist die bewusste Entscheidung

00:02:11: von Menschen auf Nachrichten zu verzichten oder den Nachrichtenkonsum einzuschränken.

00:02:17: Das geht einher mit einer gewissen Nachrichtenmüdigkeit.

00:02:22: Du hast es ja schon gesagt, die Nachrichten sind oft sehr deprimierend.

00:02:29: Es geht um Krisen, Krisen nehme zu.

00:02:32: Deswegen ist es eine bewusste Entscheidung auf Nachrichten zu verzichten.

00:02:36: Und das Interessante ist, dass das durchaus Leute sind, die eigentlich sehr interessiert sind

00:02:43: und diese Entscheidung fällt durchaus auch bewusst auf bestimmte Nachrichten entweder zu verzichten

00:02:50: oder tatsächlich den Nachrichtenkonsum ganz einzuschränken.

00:02:54: Und der Ansatz Future Journalism dockt das so ein bisschen an,

00:02:59: weil er gegen NewsAvidence ein Mittel sein könnte oder eine Möglichkeit,

00:03:04: Leute anzusprechen, die eben diese Nachrichtenmüdigkeit fühlen.

00:03:09: Wie ist da der Zusammenhang zwischen Future Journalism, also Zukunftsschonalismus übersetzt

00:03:15: und Nachrichtenmüdigkeit jetzt?

00:03:17: Der zukünftes Journalismus geht in die Richtung oder kann in die Richtung gehen,

00:03:23: wieder mehr Zukunftshoffnung zu machen, vielleicht raus aus der Zukunftsangst,

00:03:30: die ja tatsächlich allgegenwärtig ist und Narrative zu entwickeln,

00:03:36: die positivere, hoffnungsvollere Zukunftsbilder zeichnen, weil die Zukunft gibt es ja nicht.

00:03:46: Die Zukunft ist ein Konstrukt in unseren allen Hirnen und es ist ja gestaltbar.

00:03:54: Deswegen ist Sichtbarmachen von Zukunften, von möglichen Zukunften,

00:04:00: vielleicht auch von wünschenswerten Zukunften ganz wichtig,

00:04:04: dass man sich überhaupt vorstellen kann, in welche Zukunft wollen wir denn abbiegen,

00:04:09: was definiert diese Zukunft, was können wir aus dem Heute lernen für eine mögliche Zukunft,

00:04:16: für wünschenswärtere Zukunfte und wieder zurückgedacht,

00:04:21: wie können wir heute anfangen diese Zukunft auch zu gestalten.

00:04:25: Das klingt jetzt sehr abstrakt. Können wir das mit einem Beispiel machen oder wie mache ich so einen Journalismus?

00:04:32: Das kann ganz unterschiedlich sein. Also auch wie es die Zukunft nicht gibt, gibt es auch den Future Journalism nicht,

00:04:41: sondern das sind ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie man da abbiegen kann.

00:04:46: Ich mache das mal anhand von zwei Beispielen, die zeigen, wie unterschiedlich das sein kann.

00:04:51: Zum einen unser Bayern 2050, es ist ein sehr datenschandalistisches Projekt,

00:04:59: was von Daten, von Klimadaten im Hier und Jetzt ausgeht und von hochgerechneten Klimadaten,

00:05:08: die ins Jahr 2050 reichen. Und dieses Projekt zeigt den Worst Case einmal auf und den Best Case.

00:05:18: Also was passiert, wenn wir viel für den Klimaschutz tun und was passiert, wenn wir wenig für den Klimaschutz tun?

00:05:25: Das aber sehr personalisiert. Also Sie gehen auf Landkreisebene in Bayern,

00:05:31: stellen den persönlichen Bezug praktisch her und man kann auch noch seinen Namen eingeben.

00:05:35: Kann sagen ich Simone, im Jahr 2050 lebe im Landkreis XY in Bayern und wie sieht dann mein tägliches Leben aus?

00:05:45: Wie viele Hitztage haben wir zum Beispiel? Im Best Case und Worst Case.

00:05:51: Und so wird der persönliche Bezug viel besser hergestellt als durch einen Bericht,

00:05:57: vielleicht auch unpersönlich und dystopischen Bericht über das Klima wird schlechter.

00:06:04: Also ich gehe mal kurz dieses Beispiel rein. Es gibt ja jährlich diesen Klimabericht zum Beispiel der Welt

00:06:11: und über den wird es berichtet. Und dann steht da eben drin, wir werden den zwei Grad Pfad nicht mehr erreichen.

00:06:19: Zum Beispiel oder ist in Gefahr. Und bei deinem Beispiel wäre es jetzt quasi so,

00:06:24: man könnte, wenn es so weit ist mit diesem Klimabericht, das auf Landkreisebene runterbrechen mit diesem 2050

00:06:32: und dann könnte man zum Beispiel sehen, personalisiert, wie viele Hitztage gibt es, was für Auswirkungen wird es haben.

00:06:38: Das wäre so ein Beispiel für diesen Ansatz.

00:06:42: Es kommt praktisch in die persönliche Lebenswelt der Leute rein und so wird es einfach erfahrbarer als dieses,

00:06:50: wie du sagst, Klima wird schlechter. Aber was heißt es für mich? Was heißt es für mich? Simone in Münchenland.

00:06:58: Also das ist das eine Beispiel, eben sehr datenorientiert und das andere Beispiel ist Google 2.

00:07:06: Das ist ein Format von WDR, das läuft hauptsächlich auf Instagram, aber auch auf anderen Kanälen.

00:07:14: Und diese Redaktion macht so die Bandbreite auf von wünschenswerten Zukunftszenarien.

00:07:22: Und zwar stellen Sie oft unter anderem, also das ist so ein Restor praktisch bei Ihnen,

00:07:29: stellen Sie die Frage, was wäre, wenn die Zukunft gut wäre.

00:07:33: Und das machen Sie dann an Beispielen fest, wie was wäre, wenn jeder nach seiner inneren Uhr leben könnte.

00:07:43: Oder was wäre, wenn wir alle unsere Wohnung bedarfsgerecht anpassen könnten.

00:07:51: Und das machen Sie sehr optisch, also Sie bereiten das auf, man kann sich das vorstellen,

00:07:58: Sie stellen diese Frage, beantworten Sie dann auch schon

00:08:02: und machen aber durchaus auch den kritischen Diskurs dann auf, aber Sie machen auch immer eine Kachel,

00:08:08: was wäre dann vielleicht auch für eine kritische Auswirkung zu sehen.

00:08:13: Und das ist ja keine Einbahnstraße, also Instagram, da kommt dann auch immer was zurück.

00:08:19: Und das ist eine sehr, sehr schöne Community, die dann auch das Ganze weiterspint,

00:08:25: also die sich dann auch weiter darüber austauscht und sagt, oh, das wäre ja toll.

00:08:29: Oder bei mir im Ort passiert schon das und das oder dieses Beispiel, schaut euch das mal an.

00:08:35: Da entsteht einfach was, was auch der Grundgedanke vom Futures Journalism ist,

00:08:41: und zwar dieses Gemeinsam. Wir sind nicht als Journalist*innen die One-Man-Show oder die Sender,

00:08:48: die sagen, wie die Zukunft wird, sondern es ist ein partizipativer Prozess,

00:08:53: wo wir am besten auch mit Leuten, die beteiligt sind, die betroffen sind, die gemeinsam in Zukunft schauen können.

00:09:02: Und Kugel 2 bedient sich dabei auch an Beispielen, die es auch im realen Leben schon gibt

00:09:10: und denkt die einfach noch einen Schritt weiter. Also das ist nicht so ein Hirngespinster,

00:09:14: was sich irgendjemand ausdenkt, sondern man geht von Fakten aus, von Trends,

00:09:19: die vielleicht in anderen Städten schon Usus sind oder wo eine gewisse,

00:09:25: vielleicht auch eine gewisse Schule oder ein gewisses Unternehmen irgendwas schon eingeführt hat

00:09:30: und schaut dann, wie könnte man das vielleicht gesellschaftlich skalieren?

00:09:34: Also das heißt, man setzt Kontexte in verschiedenen Formen und überlegt, wohin das gehen könnte.

00:09:41: Dann ist ein Aspekt, das aufs Persönliche runterzubringen und dann ist ein Aspekt,

00:09:46: das in einer Gruppe zu machen oder in einem partizipativen Prozess.

00:09:51: Kann man das so festhalten, die drei Punkte?

00:09:53: Genau, also das sind tatsächlich drei sehr wichtige Aspekte.

00:09:57: Zudem gibt es noch die Möglichkeit, sich zwischen Journalismus und dem ganzen Bereich Zukunftsforschung zu bedienen.

00:10:07: Das ist ein Bereich, der erforscht praktisch, wie verschiedene Zukunfts aussehen können.

00:10:14: Also das eigentlich, was wir jetzt auch gerade schon beschrieben haben, in einer sehr systematischen Form.

00:10:20: Also es gibt viele Methoden, die man anwenden kann.

00:10:23: Man kann das sehr systematisch machen, man kann das sehr wissenschaftlich machen,

00:10:27: man kann es aber auch sehr partizipativ machen.

00:10:31: Es gibt sehr niederschwellige Tools, die man einsetzen kann, um gemeinsam,

00:10:37: zum Beispiel in Redaktionkonferenzen oder auch mit dem Publikum gemeinsam, mit Betroffenen gemeinsam, mit Expertinnen gemeinsam,

00:10:45: sich die Zukunft praktisch zu erschließen.

00:10:48: Und da können diese Tools eben auch im Journalismus eine große Hilfestellung sein.

00:10:54: Also in der Zukunftsforschung, ich hatte schon das Glück, da auch mal ein bisschen ein Workshop machen zu können.

00:11:01: Und was ich da erlebt habe, ist eben, dass man verschiedene Aspekte nimmt.

00:11:06: Die sich diese anschaut, also das können zum Beispiel ökologische Aspekte, ökonomische Aspekte, soziale Aspekte.

00:11:13: Dann hat man vielleicht noch regulaturig.

00:11:15: Und da schaut man in welchen Bereichen, in diesen einzelnen Clustern gibt es Trends.

00:11:23: Also was ist so ein ziemliches Thema? Also wenn wir jetzt was ganz Aktuelles nehmen.

00:11:27: Wenn ich in die Medienbranche schaue, dann habe ich irgendwie das Thema Barrierefreiheit, das auf mich zurollt.

00:11:33: Dann habe ich das Thema, also das wäre jetzt im Sektor Regulaturik.

00:11:37: Dann habe ich vielleicht den Sektor Technologie, da habe ich natürlich KI als großes Thema, was da vielleicht blinkt.

00:11:43: Dann habe ich vielleicht im Sozialen noch, Demografie ändert sich oder Zusammensetzung der Bevölkerung ändert sich.

00:11:51: Und dann nehme ich diese blinkenden Trends und überlege mir, also wenn ich jetzt veränderte Demografie,

00:11:58: KI und Regulaturik Barrierefreiheit nebeneinander lege, was könnte sich da für mich ableiten?

00:12:06: Und da könnte jetzt zum Beispiel rauskommen. Ich weiß es ja auch nicht, aber vielleicht wäre es ganz schlau,

00:12:12: eine Technologie zu haben, die sich sehr schnell entwickelt wie KI,

00:12:16: damals zu gucken, was kann ich damit Barrierefreiheit machen, um diese Regulaturik zugunsten zu kommen.

00:12:21: Und gleichzeitig bei einer veränderten Demografie.

00:12:25: Ich habe ältere Leute, also vielleicht muss ich da irgendwie noch mal weiter denken, es darf nicht zu Fancy sein,

00:12:31: dass sie mitkommen oder es darf nicht zu klein sein oder veränderte Demografie.

00:12:35: Wie setzt sich eigentlich die Bevölkerung zusammen, Stichwort Migrationshintergrund.

00:12:41: Muss ich da vielleicht in anderen Sprachen denken oder in anderen Ausspielwegen.

00:12:46: Und daraus kann ich dann ableiten, wohin die Reise gehen könnte.

00:12:50: Also das war jetzt sehr, sehr verkürzt, aber auf die Schnelle, damit man einfach eine Vorstellung hat,

00:12:55: was diese Zukunftsforschung meinen könnte.

00:13:00: Genau so. Also perfekt dargestellt.

00:13:04: Du hast jetzt praktisch schon die Stiebtaxonomie beschrieben.

00:13:08: Genau, das ist es nämlich. Ein 360 Grad Blick in die Zukunft, nicht nur die Technikaspekte zum Beispiel zu nehmen,

00:13:15: wie es ja sehr oft gemacht wird.

00:13:17: Wir denken die Technik in die Zukunft, sondern tatsächlich auch gesellschaftliche Auswirkungen,

00:13:24: ökonomische Auswirkungen, ökologische Auswirkungen und politische Auswirkungen in den Fokus zu stellen.

00:13:31: Und dann kommen, wenn man das in der Gruppe macht, der gemeinsam mit seinen unterschiedlichen Weltbildern,

00:13:39: mit seinen unterschiedlichen Perspektiven sehr interessante Überlegungen raus.

00:13:44: Und wenn man dann noch diese Tools einsetzt, gibt zum Beispiel das Futures Wheel,

00:13:49: da setzt man einen Trend, zum Beispiel in die Mitte, der Trend.

00:13:54: Wir haben das letztes Mal gemacht mit "die Natur bekommt mehr Rechte".

00:13:59: Also man sieht das ja, keine Ahnung, der Amazon, das hat zum Beispiel Rechte bekommen.

00:14:04: Oder in Unternehmen setzen sie auch häufiger jetzt einen Naturbeauftragten mit an den Tisch oder so.

00:14:10: Wenn man das jetzt weiter denkt, Natur bekommt mehr Rechte, wenn man das in der Gruppe macht

00:14:16: und in diese ganzen unterschiedlichen Aspekte schaut, gesellschaftlich, politisch und so weiter,

00:14:22: ökologisch, dann kommen erstmal total interessante Aspekte raus.

00:14:26: Aber dabei bleibt es dann nicht, sondern man denkt es dann noch mal weiter.

00:14:30: Man geht zum Beispiel davon aus, was würde es denn bedeuten, ökonomisch,

00:14:35: wenn in jedem Unternehmen ein Naturbeauftragter am Tisch sitzt?

00:14:40: So, ja, das ist die Konsequenz 1.

00:14:43: Aber dann, was ergeben sich dann daraus wieder für Konsequenzen?

00:14:46: In einem Jahr 2050, in einem Jahr 2077 gibt es dann vielleicht keine Ahnung, Tierkonferenzen,

00:14:53: was das so.

00:14:54: Ja, oder also überhaupt mal diese Gedanken zuzulassen und zu schauen,

00:15:00: was könnten wir denn im Hier und Jetzt ableiten und wie könnte man vielleicht auch darüber berichten?

00:15:07: Genau, ich wollte jetzt auch gerne wieder den Schlenker zurück zum Journalismus machen,

00:15:11: aber ich glaube, dieser Exkurs war wichtig, damit wir mitkommen, alle, worüber wir sprechen.

00:15:18: Wenn ich jetzt in die Redaktion gehe und ich habe eben mein Thema und mein Artikel, mein Hörstück, was auch immer,

00:15:26: was mache ich jetzt mit diesem Wissen, mit dieser Zukunftsforschung und dem Journalismus?

00:15:31: Wie geht das jetzt zusammen in meiner alltäglichen Arbeit?

00:15:36: Unterschiedliche Sachen kann man machen.

00:15:37: Zum ersten kann man sich überhaupt mal überlegen, wenn ich ein Thema betrachte, eine Themenstellung,

00:15:44: wo steht denn da mein Publikum?

00:15:46: Was braucht denn mein Publikum in Bezug zu Zukunften?

00:15:51: Also nutzerzentrierte Berichterstattung, eh wichtig, aber wo steht es denn auch in Bezug zu einem bestimmten Thema,

00:16:00: die Zukunft betreffend?

00:16:02: Sind sie hoffnungsvoll gestimmt, sind sie eher negativ gestimmt?

00:16:06: Haben sie das Gefühl, dass sie selbstwirksam die Zukunft gestalten können oder auch nicht?

00:16:12: Das ist was, wo man mal reinspüren kann, wo man vielleicht Umfragen machen kann,

00:16:17: wo man lokaljournalistisch sogar rausgehen kann und mit Menschen reden kann.

00:16:24: Und dann ist es das, was du gesagt hast, Trends anschauen, schwache Signale des Wandels auch anschauen,

00:16:31: also wirklich zu recherchieren, was gibt es denn rund um das Thema hier bei uns weltweit in bestimmten Nischen,

00:16:40: die Nischen anzuschauen, immer total schön und dann zu gucken, was könnte man denn für Szenarien daraus ableiten

00:16:48: und vor allen Dingen auch, wen könnte man denn einbinden, um dieses Szenarien zu entwickeln?

00:16:53: Also wir haben letztens einen Artikel angeschaut, mit einer Redaktion zusammen, da ging es um,

00:16:59: es gibt immer mehr Schulabbrecher in Baden-Württemberg und da wird halt drüber berichtet.

00:17:05: Okay, es ist schlimm, es ist ein Problem, so Punkt.

00:17:11: Ich sehe schon die Headline und so vor mir, irgendwie die Jugend auf dem Abweg

00:17:18: und dann steht irgendwas mit des Bildungsniveaus sinkt, immer mehr Leute brechen die Schule ab,

00:17:24: steigende Tendenz, Schulen haben Fachkräftemangel, Stand da bestimmt noch drin,

00:17:30: braucht es Sozialarbeiterstand da dann vielleicht noch drin.

00:17:33: Ich habe ihn nicht gelesen, ich habe ihn nicht gelesen, ich weiß nicht von welchem Artikel du sprichst,

00:17:38: aber das wäre jetzt so das Grundgerüst, was ich mir vorstellen könnte.

00:17:42: Und es ist ja auch völlig okay, also es ist ja so Journalismus pur, also eine hohe gesellschaftliche Relevanz,

00:17:49: eine klar umrissende Problemstellung, sogar eine tiefer greifende Analyse mit Daten, vielleicht mit Fakten belegt

00:17:56: und vielleicht so im letzten Satz noch, wenn man in Richtung konstruktiv geht,

00:18:02: so eine Möglichkeit, wo man sich hinwenden kann oder so, um vielleicht, wenn man selber Schulabbrecherin ist,

00:18:11: irgendwie einen Schritt weiterzukommen.

00:18:13: Das würde, also dieses Thema würde im Futures Journalism ein Mega-Potenzial haben,

00:18:19: weil da ist ja klar, es gibt eine große gesellschaftliche Relevanz, es gibt aber auch rund um das Thema Schule

00:18:28: auch einen großen Zweifel an Selbstwirksamkeit und natürlich auch Zukunftsangst.

00:18:35: Es gab auch eine Studie letztens, irgendwie, dass junge Leute immer mehr Zukunftsangst bekommen

00:18:42: und da ist dieses Thema Schule Weiterbildung ja auch ganz großes.

00:18:47: Und jetzt wird darüber berichtet und was wäre dann, wenn man diese Leute, die davon betrocknet sind,

00:18:54: erst mal auch einbindet, ja in partezipative Prozesse einbindet, Schüler*innen, Lehrer*innen, Eltern vielleicht auch,

00:19:02: ja und Leute rund um Ministerien, keine Ahnung, Experten, weil man die gemeinsam mal in die Zukunft gucken lässt

00:19:11: und vielleicht diese positiven Ansätze, die der Artikel schon bietet, diese Möglichkeiten mal größer denken lässt.

00:19:18: Oder vielleicht gibt es ja auch schon an Schulen, an irgendwelchen Stellen Konzepte, die man einfach auch mal weiter denken könnte

00:19:25: und dieses positive, diese kleinen positiven Signale des Wandels, die es jetzt schon gibt, vielleicht auch lokal gibt,

00:19:33: einfach weiter denkt, größer denkt und schaut, was könnte sich daraus ergeben und was müssten wir denn jetzt auch wieder dafür tun?

00:19:40: Sitzen da die richtigen Leute am Tisch, kommt man vielleicht sogar partizipativ weiter

00:19:44: oder könnte man darüber berichten, damit man mehr Resonanz erfährt?

00:19:49: Das ist aber mehr Aufwand, als wenn der Reporter*innen rausfährt, einmal ein Schuldirektor für einen Othon einbindet

00:19:58: und einmal jemanden von einem Ministerium oder Lehrer*innen. Das ist schon mehr Aufwand.

00:20:05: Da hast du recht.

00:20:08: Können wir ja da mal die Zukunft gestalten, wie sich das umsetzen lässt.

00:20:12: Ein wichtiger Punkt, auf den ich noch eingehen möchte ist, den hast du nämlich auch schon kurz erwähnt,

00:20:18: und zwar den konstruktiven Ansatz, den konstruktiven Journalismus.

00:20:22: Was ist denn der Unterschied zwischen konstruktiver Journalismus und Futurejournalismus?

00:20:26: Weil du hast jetzt auch die positive und so weiter erwähnt

00:20:29: und wir hatten in der vorletzten Folge auch kurz mit einem anderen Gesprächspartner*innen über konstruktiven Journalismus gesprochen.

00:20:36: Wo grenzt sich das denn ab?

00:20:39: Ich glaube, das grenzt sich gar nicht ab. Das ist auch, glaube ich, kein Entweder/oder,

00:20:45: sondern der konstruktive Journalismus ist ja super.

00:20:48: Also auch, dass er immer mehr Momentum erfährt.

00:20:53: Der Ansatz im Futurejournalismus ist einfach, eine Spur zeitlich weiterzugehen.

00:20:59: Also man bleibt praktisch nicht im Hier und Jetzt und schaut sich diese Lösungen an, sondern ja, die schaut man sich an.

00:21:05: Aber geht dann eben diesen Schritt weiter und schaut, was könnte sich zeitlich in 10, 20 Jahren daraus ergeben.

00:21:12: Und das ist eigentlich der Unterschied, wenn man es so formulieren möchte.

00:21:17: Aber diese Lösungen im konstruktiven Journalismus könnten ja eine super Ausgangsbasis sein

00:21:22: für einen Futurejournalismus, dass man diesen Trend, diese Lösung in den Mittelpunkt einer Zukunftsberichterstattung stellt und dann tatsächlich weiter denkt.

00:21:33: Also es ist eine schöne Ergänzung.

00:21:36: Wir sprechen hier im Podcast immer mal wieder über neue Aspekte im Journalismus.

00:21:42: Wie ist denn deine Meinung zu Journalismus und Wandel?

00:21:46: Wandelt er sich? Geschlossene Frage? Ja oder nein?

00:21:50: Ich glaube, er muss sich wandeln.

00:21:52: Warum?

00:21:53: Wenn wir wieder zurückkommen zur News Avoidance, es ist zum einen so, dass die Menschen abschalten.

00:22:01: Wenn man dann genauer hinschaut, ist es ja auch so, warum schalten sie ab?

00:22:06: Ja, die dystopischen Bilder, die Krisen und so weiter.

00:22:10: Aber auch, ich glaube, das ist sogar der zweite Grund, weil zu viel da ist.

00:22:16: Zu viel.

00:22:18: Und zu viel Information, zu viel Inhalte, so wie ich das gelesen habe in den Berichten.

00:22:27: Und auch da könnte man ja mal drüber nachdenken.

00:22:31: Braucht es dieses viel? Braucht es dieses viel berichten?

00:22:37: Oder könnte man nicht auch in Richtung eines Deep Journalism, habe ich letztens gehört,

00:22:43: in Richtung eines Slow Journalism, in Richtung mehr Komplexität auch zulassenden Journalismus abwägen?

00:22:55: Weil das zeigen auch Statistiken, man den Leuten ruhig mehr zumuten kann.

00:23:01: Weil dieser Wunsch nach Hoffnung ist da, aber es ist auch der Wunsch da, Komplexität zu verstehen.

00:23:08: Weil die Welt ist nun mal komplex.

00:23:10: Meiner Meinung nach könnte man ruhig mehr Komplexität zulassen, mehr in die Tiefe gehen

00:23:17: und sich dadurch dann auch Zukunft eher erschließen zu können, vorstellen zu können.

00:23:25: Ja.

00:23:27: Okay Simone, erstmal danke schön. Du hast schon die Themen für die nächsten Folgen gesetzt.

00:23:31: Deep Journalism und Slow Journalism.

00:23:34: Deep Journalism ist so ein B2B-Kontext, gerade ziemlich im Common und Slow Journalism ist ein, ja,

00:23:41: entschleunigter Journalismus.

00:23:43: Es ist jetzt einfach nur übersetzt.

00:23:46: Aber trifft es glaube ich ganz gut.

00:23:48: Wäre dich auf die Folgenlisten schreiben, müssen wir was zu machen.

00:23:52: Abschließend noch, ich hatte es eingangs gesagt, du hast dazu ja auch was veröffentlicht.

00:23:56: Du hast mich jetzt viele Studien und Statistiken benannt.

00:24:00: Also du hast dich dieses Thema ziemlich, ziemlich eingewühlt.

00:24:03: Vielleicht noch ein, zwei Sätze dazu deiner Arbeit.

00:24:06: Die kann ich dann auch gerne noch mal in die Show Notes packen.

00:24:09: Ja, ich durfte letztes Jahr sechs Monate recherchieren.

00:24:13: Rund um dieses Thema, ich durfte mit vielen Leuten qualitative Interviews führen, mit Zukunftsforschenden, mit Journalistinnen.

00:24:22: Daraus ist eine kleine Publikation entstanden, die kann man auf den Seiten des Mediallabs runterladen.

00:24:29: Da sind auch die ganzen Beispiele, die ich genannt habe, drinnen.

00:24:33: Da sind die Statistiken drinnen.

00:24:35: Da sind auch Tools aus der Zukunftsforschung drinnen, die man mal ausprobieren kann in seinem Redaktionsalltag.

00:24:41: Und da sind auch so ein paar Kapitel drinnen rund um dieses Thema "Think Big".

00:24:48: Vielleicht braucht es auch neue Rollen im Journalismus, vielleicht braucht es neue Zeitfenster.

00:24:54: Vielleicht braucht es einen Weglassen im Journalismus, auch um zu diesen neuen Themen auch zu kommen und Zeit dafür zu haben.

00:25:03: Das geht weiter jetzt auch.

00:25:05: Wir haben eine neue Förderung bekommen, wo wir rund um Futures Journalism eine Community aufbauen können.

00:25:12: Wenn auch da Interesse dran ist, da teilzunehmen.

00:25:16: Wir wollen Experimente wagen, wir wollen viel in participative Prozesse auch gehen.

00:25:21: Wir, das sind Journalistinnen, die das Ganze schon anwenden.

00:25:26: Es sind Zukunftsforscherninnen, es sind Leute aus dem akademischen Umfeld.

00:25:30: Aber wir wollen eben auch sehr viel Publikum einbinden und da einfach uns gemeinsam dieses Thema erschließen.

00:25:39: Weil den Futures Journalismen gibt es in Ansätzen, aber man kann noch viel mehr draus machen, denken wir.

00:25:46: Pack ich alles in die Show Notes und für alle, die mehr wissen wollen, die können da reinklicken.

00:25:53: Weil die Innovation Minutes sind schon wieder zu Ende, Simone.

00:25:57: Ich danke dir herzlich, dass du uns ein bisschen Einblick in das Thema gegeben hast.

00:26:01: Vielen Dank für deine guten Fragen.

00:26:03: Das waren deine Innovation Minutes.

00:26:08: Direkt aus dem Media Lab Bayern.

00:26:10: Du willst mehr?

00:26:12: Dann besuch uns auf media-leb.de und starte dein eigenes Projekt.

00:26:17: Last but not least.

00:26:19: Dieser Podcast ist möglich, weil wir tolle Unterstützer und Unterstützerinnen haben.

00:26:23: Besondere Dank geht an die Staatskanzler Bayern,

00:26:26: die bayerische Landeszentrale für neue Medien BLM

00:26:29: und natürlich an meine Kollegen und Kolleginnen in der Medien Bayern.

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